Auch im Internet sind keine Handwerker mehr zu finden

Handwerker anrufen oder per E-Mail anschreiben ist fast ganz aussichtslos. Bisher funktionierte meistens noch die Plattform My Hammer, doch die Betreiber raten, es Ende September noch einmal zu versuchen.

Auch im Internet sind keine Handwerker mehr zu finden

Auf der Onlineplattform My Hammer sind derzeit praktisch keine Handwerker für qualifizierte Aufträge zu finden. Das ergaben fünf seit Monaten ergebnislose Suchaufträge eines Golem.de-Redakteurs für ein Haus im Berliner Umland. Gesucht wurden Glaser, Klimaanlageninstallateure, Elektriker und Gärtner, zwei der Aufträge hatten ein Volumen von mehreren Tausend Euro. Es meldete sich niemand.

My-Hammer-Sprecher Sebastian Mews sagte Golem.de: „In Ihrem Fall kommen leider mehrere Faktoren zusammen. Zum einen sehen wir bei My Hammer über die Sommermonate einen saisonal bedingten Rückgang der Handwerkeraktivität. Der Rückgang liegt vor allem in vollen Auftragsbüchern und in der Urlaubszeit begründet. Je nach Region und Gewerk kann sich dieser Effekt noch verstärken.“ Aufgrund klimatischer Extreme seien Klimaanlageninstallateure nochmal besonders stark nachgefragt.

Außerdem mache der anhaltende Bauboom auch vor My Hammer nicht Halt. Dies erschwere die Suche, egal ob nach Tischler, Maler oder Elektriker zusätzlich. „Privatleute warten teilweise bis zu drei Monate auf einen Termin“, erklärte Mews.

Mitte bis Ende September sollte sich nach den Erfahrungen von My Hammer die Lage im Vergleich zu den Sommermonaten deutlich entspannen.

Zudem fehlt der Nachwuchs: Im Jahr 2018 schlossen rund 140.600 Frauen und Männer in Deutschland einen Ausbildungsvertrag im Handwerk ab. Damit lag die Zahl neuer Azubis in Handwerksbetrieben deutlich niedriger als zehn Jahre zuvor (2008:166.900). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 27. August 2019 mitteilte, war im Handwerk bei den Männern die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker (20.300) und bei den Frauen die Ausbildung zur Friseurin (7.100) am stärksten besetzt.

Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sagte der Welt, in einzelnen Regionen drohe schon jetzt eine Mangelversorgung mit handwerklichen Leistungen, wenn dort die Zahl an Gründungen und Betriebsübernahmen weiter zurückgehen sollte. In einem aktuellen Positionspapier mahnt der ZDH eine „zielgerichtete Politik zur Förderung von Gründungen und Nachfolgern“ an. Aufgrund der demographischen Entwicklung suchen in den nächsten fünf Jahren rund 100.000 Betriebsinhaber altersbedingt einen Nachfolger, rechnete der ZDH vor. Gleichzeitig aber gehe die Zahl der potenziellen Übernehmer zurück.

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